Design Thinking Prozess

vom 09. August 2021          

Die Phasen des Design Thinking Prozesses

Was ist Design Thinking?

Design Thinking ist eine Designmethode, die zur Problemlösung beim Benutzer ansetzt. Sie ist dabei äußerst nützlich bei der Bewältigung komplexer Probleme, die nicht klar definiert oder noch unbekannt sind.

Der Prozess ist dabei wie folgt aufgegliedert:
  • Menschliche Bedürfnisse durch genaue Beobachtung verstehen
  • Problem auf eine verständliche Art und Weise formulieren
  • Ideen in Brainstorming-Sitzungen entwickeln
  • Praktischen Ansatz beim Prototyping und Testen wählen

Das Verständnis dieser 6 Phasen des Design Thinking versetzt jeden in die Lage, die Methoden anzuwenden und komplexe Probleme zu lösen, die um uns herum auftreten.


Vorsicht: die Phasen sollten nicht als strickt aufeinander folgende Schritte verstanden werden. Jede Phase führt zu neuen Erkenntnissen. Diese Erkenntnisse können dazu führen, dass vorherige Phasen erneut durchlaufen werden.


Es existieren mehrere Vorgehensmodelle von Design-Thinking-Prozessen.
Wir werden uns hier auf das sechsstufige Design Thinking-Modell konzentrieren,
dass vom Hasso-Plattner-Institut in Potsdam (HPI) vorgeschlagen wurde.

Die 6 Phasen des Design Thinking sind laut HPI wie folgt:
  • Verstehen,
  • Beobachten,
  • Standpunkt definieren,
  • Ideen finden,
  • Prototyp und
  • Testen.

Werfen wir jetzt einen genaueren Blick auf diese verschiedenen Phasen des Design Thinking.

Verstehen & Beobachten

In den ersten Phasen des Design-Thinking-Prozesses geht es darum, ein empathisches Verständnis für das Problem zu entwickeln, das man zu lösen versucht.
Dazu gehört es, Experten zu konsultieren, um mehr über das betreffende Gebiet herauszufinden. Vor allem aber auch, indem man Menschen beobachtet, sich mit ihnen auseinandersetzt und sich in sie einfühlt, um ihre Erfahrungen und Beweggründe zu verstehen, sowie in die physische Umgebung eintaucht, um ein tieferes persönliches Verständnis der betreffenden Probleme zu erlangen.

Empathie ist für einen nutzerzentrierten Designprozess wie Design Thinking von entscheidender Bedeutung, und Empathie ermöglicht es Designern, ihre eigenen Annahmen über die Welt beiseitezulassen, um einen Einblick in die Nutzer und ihre Bedürfnisse zu gewinnen.
Je nach Zeitvorgaben wird in dieser Phase eine beträchtliche Menge an Informationen gesammelt, die in der nächsten Phase genutzt werden können, um ein bestmögliches Verständnis der Nutzer, ihrer Bedürfnisse und der Probleme zu entwickeln, die der Entwicklung des jeweiligen Produkts zugrunde liegen.

Standpunkt definieren

In der Phase "Definieren" stellen Sie die Informationen zusammen, die Sie in den Phasen "Verstehen & Beobachten" erstellt und gesammelt haben. Hier analysieren Sie Ihre Beobachtungen und fassen sie zusammen, um die Kernprobleme zu definieren, die Sie und Ihr Team bis zu diesem Zeitpunkt ermittelt haben. Versuchen Sie dabei stets, das Problem in einer auf den Menschen ausgerichteten Weise zu definieren. Am besten gelingt das durch das Erstellen von Personas. Also einem Profil eines oder mehrerer Prototyp-Nutzer.

Ein Beispiel als Veranschaulichung: Anstatt das Problem als Ihren eigenen Wunsch oder ein Bedürfnis des Unternehmens zu definieren, wie z. B. "Wir müssen den Marktanteil unserer Lebensmittelprodukte bei jungen Mädchen im Teenageralter um 5 % erhöhen", ist es viel besser, das Problem nach dem Point-of-View Muster zu definieren:

"Mädchen im Teenageralter brauchen nahrhafte Lebensmittel, weil körperliche und geistige Gesundheit maßgeblich von der Ernährung abhängen und alle Aspekte Ihres Lebens positiv beeinflusst.
Die Definitionsphase wird den Designern in Ihrem Team helfen, großartige Ideen zu sammeln und Merkmale, Funktionen und andere Elemente festzulegen, die es ihnen ermöglichen, die Probleme zu lösen oder zumindest den Nutzern die Möglichkeit zu geben, die Probleme mit einem Minimum an Schwierigkeiten selbst zu lösen.
In dieser Phase beginnen Sie bereits, zur vierten Phase, "Ideen finden", überzugehen, indem Sie Fragen stellen, die Ihnen bei der Suche nach Lösungsvorschlägen helfen können: "Wie könnten wir... Mädchen im Teenageralter zu einer Handlung ermutigen, die ihnen nützt und dabei auch das Lebensmittelprodukt oder die Dienstleistung Ihres Unternehmens einbezieht?"

Ideen finden

In der dritten Phase des Design Thinking-Prozesses sind die Designer bereit, mit der Ideenfindung zu beginnen.
In der "Verstehen & Beobachten"-Phase haben Sie Ihre Nutzer und deren Bedürfnisse besser kennengelernt, in der "Definieren"-Phase haben Sie Ihre Beobachtungen analysiert und zusammengefasst und schließlich eine nutzerzentrierte Problemstellung formuliert.

Mit diesem soliden Hintergrund können Sie und Ihre Teammitglieder nun beginnen, über den Tellerrand hinauszuschauen, um neue Lösungen für die von Ihnen erstellte Problemstellung zu finden. Sie können nach alternativen Sichtweisen auf das Problem suchen, indem Sie Techniken zur Ideenfindung anwenden.

Es gibt Hunderte von Techniken, um an Ideen zu kommen, wie:

  • Brainstorming
  • Brainwriting
  • Worst Possible Idea
  • SCAMPER

Brainstorming- und Worst Possible Idea-Sitzungen werden in der Regel eingesetzt, um das freie Denken anzuregen und den Problemraum zu erweitern.

Es ist wichtig, zu Beginn der "Idee"-Phase so viele Ideen oder Problemlösungen wie möglich zu erhalten. Am Ende dieser Phase sollten Sie auch weitere Techniken nutzen, die Ihnen helfen, Ihre Ideen zu untersuchen und zu testen.
So finden Sie den besten Weg, ein Problem zu lösen oder vergegenwärtigen sich gar die erforderlichen Mittel, um das Problem zu umgehen.

Prototyp

Das Designteam wird nun eine Reihe von kostengünstigen, verkleinerten Versionen des Produkts oder bestimmter Funktionen des Produkts erstellen, um die in der vorherigen Phase erarbeiteten Problemlösungen zu untersuchen.
Die Prototypen können innerhalb des Teams, in anderen Abteilungen oder mit einer kleinen Gruppe von Personen außerhalb des Designteams betrachtet und getestet werden.
Dies ist eine experimentelle Phase, in der die bestmögliche Lösung für jedes der in den ersten drei Phasen ermittelten Probleme gefunden werden soll.

Die Lösungen werden in den Prototypen implementiert und eine nach der anderen untersucht und entweder akzeptiert, verbessert und erneut untersucht oder auf der Grundlage der Erfahrungen der Benutzer verworfen.

Am Ende dieser Phase hat das Designteam eine bessere Vorstellung von dem Produkt und den vorhandenen Problemen. Das führt zu einer klareren Vorstellung davon, wie sich echte Benutzer bei der Interaktion mit dem Endprodukt verhalten, denken und dabei fühlen werden.

Testen

Die Designer und die Tester, testen das komplette Produkt rigoros unter Verwendung der besten Lösungen, die in der Prototyping-Phase ermittelt wurden. Dies ist die letzte Phase des 6-Phasen-Modells, aber in einem iterativen Prozess werden die in der Testphase gewonnenen Ergebnisse häufig dazu verwendet, ein oder mehrere Probleme neu zu definieren und das Verständnis der Nutzer, der Nutzungsbedingungen, des Denkens, Verhaltens und Fühlens der Menschen zu vertiefen und Empathie zu entwickeln.

Auch in dieser Phase werden Änderungen und Verfeinerungen vorgenommen, um Problemlösungen auszuschließen und ein möglichst tiefes Verständnis für das Produkt und seine Nutzer zu gewinnen.

Die nicht lineare Natur des Design Thinking

Wir haben vielleicht einen direkten und linearen Design Thinking-Prozess skizziert, bei dem eine Phase scheinbar zur nächsten führt und mit dem Nutzertest einen logischen Abschluss findet.
In der Praxis wird der Prozess jedoch in einer flexibleren und nicht-linearen Weise durchgeführt. So können beispielsweise verschiedene Gruppen innerhalb des Designteams mehr als eine Phase gleichzeitig durchführen, oder die Designer können während des gesamten Projekts Informationen sammeln und Prototypen erstellen, damit sie ihre Ideen zum Leben erwecken und die Problemlösungen visualisieren können.
Auch können die Ergebnisse der Testphase einige Erkenntnisse über die Nutzer liefern, was wiederum zu einer weiteren Brainstorming-Sitzung (Ideate) oder zur Entwicklung neuer Prototypen (Prototype) führen kann.

Einer der Hauptvorteile des Sechs-Stufen-Modells besteht also darin, dass die in den späteren Phasen gewonnenen Erkenntnisse in die früheren Phasen zurückfließen können. Die Informationen werden kontinuierlich genutzt, um das Verständnis der Problem- und Lösungsbereiche zu verbessern und das Problem bzw. die Probleme neu zu definieren. So entsteht ein ständiger Kreislauf, in dem die Designer immer wieder neue Erkenntnisse gewinnen, neue Sichtweisen auf das Produkt und seine Verwendungsmöglichkeiten entwickeln und ein viel tieferes Verständnis für die Nutzer und ihre Probleme entwickeln.

Fazit

Im Wesentlichen ist der Design-Thinking-Prozess iterativ, flexibel und konzentriert sich auf die Zusammenarbeit zwischen Designern und Nutzern, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, Ideen zum Leben zu erwecken, die darauf basieren, wie reale Nutzer denken, fühlen und sich verhalten.

Dieser Prozess wird in der heutigen Zeit häufig praktiziert und gehört zum Repertoire jedes Designteams. Am Ende des Prozesses entstehen so einzigartige und neuartige Produkte, welche im Idealfall durch die Nutzer angenommen und gerne benutzt werden.